Trotz der harten Nachkriegszeit mit Hunger, Inflation und Verlusten durch den Ersten Weltkrieg fanden sich am 17. August 1919 im Gasthaus Pointner engagierte Männer zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schlüßlberg zusammen. Die erste Ausrüstung wurde durch Spenden bei einem Gartenfest finanziert. Die Vision war klar: dem Ort im Notfall rasch und gemeinsam helfen zu können.
Zwischen 1939 und 1946 fehlen in den Protokollen der FF Schlüßlberg jegliche Aufzeichnungen – vermutlich wurden sie nach dem Krieg vernichtet, wie auch bei Nachbarfeuerwehren. Während dieser Zeit wurde die Feuerwehr unter das NS-Regime gestellt, gleichgeschaltet und in die FF Grieskirchen eingegliedert. Ein größerer Brand im Jahr 1940 in Hiering verursachte erheblichen Schaden; die Brandursache blieb ungeklärt.
Von 25. bis 27. Mai 1979 feierte die FF Schlüßlberg ihr 60-jähriges Bestehen mit einem Hallenfest und der Segnung des neuen LFB. Am Sonntag nahmen 16 Feuerwehren mit rund 250 Kameraden an der Feier teil, die musikalisch von der Stadtkapelle Grieskirchen begleitet wurde. Die Fahrzeugsegnung führte Feuerwehrkurat Dr. Johann Mitterndorfer durch.
Trotz schlechtem Wetter und Gewitter zu Beginn konnte die Fahrzeug- und Motorspritzenweihe am 5. und 6. Juli 1975 erfolgreich abgehalten werden. 19 Feuerwehren mit 276 Kameraden nahmen teil, die Weihe erfolgte durch Dechant Dobretsberger, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle Grieskirchen. Die abendliche Tanzveranstaltung war jedoch nur schwach besucht.
Von 30. Juni bis 2. Juli 1989 feierte die FF Schlüßlberg ihr 70-jähriges Bestehen mit Zeltfest, Nassbewerb und der Segnung des neuen Tanklöschfahrzeugs. Höhepunkt war der Festakt mit rund 70 Bewerbsgruppen, 31 Feuerwehren, zahlreichen Ehrengästen und musikalischer Umrahmung. Die Veranstaltung endete mit guter Stimmung im Festzelt und einem gelungenen Abschlussabend.
Am 18. März 1995 wurde die Jugendfeuerwehr Schlüßlberg offiziell gegründet. Bei einer Infoveranstaltung im Feuerwehrhaus informierten Kommandant, Bürgermeister und Abschnittskommandant über Aufgaben und Ziele – besonders beeindruckte die Ausrüstung im Tanklöschfahrzeug.
Am 8. August 1998 entgleiste in Schlüßlberg ein Güterzug mit neun Waggons – darunter mehrere mit Gefahrgut (u.a. Isobutylen). Es handelte sich um den größten und gefährlichsten Einsatz in der Geschichte der FF Schlüßlberg.
🔹 Alarmierung um 12:07 Uhr, ersteintreffend war die FF Schlüßlberg.
🔹 Explosionsgefahr & Evakuierung: Gefahr durch Chemikalien, giftige Dämpfe und heißgelaufenes Achslager.
🔹 Insgesamt 419 Feuerwehrleute aus 38 Feuerwehren mit 65 Fahrzeugen im Einsatz.
🔹 Einsatzdauer: über 30 Stunden, 4741 geleistete Stunden.
🔹 Schwierige Bergung, extreme Hitze (bis 34°C, in Schutzanzügen > 80°C), problematische Frachtpapiere in ungarischer Sprache.
🔹 Chemikalien wurden unter Vollschutz geborgen, Erdreich kontaminiert, Dekontamination erforderlich.
🔹 Positiv: keine Verletzten, Einsatz verlief kontrolliert, trotz hohem Risiko.
Am Begräbnis von HBI Ludwig Gugerbauer, dem langjährigen Kommandanten der FF Schlüßlberg, nahmen rund 1000 Menschen teil – ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für seine Verdienste.
🔹 Ehrenzug:
Die große Beteiligung verdeutlichte die hohe Anerkennung und den Respekt, den Ludwig Gugerbauer in Feuerwehr, Polizei und Bevölkerung genoss.
Ein mächtiges Adria-Tief sorgte am 12. August 2002 für ein verheerendes Hochwasser in Schlüßlberg. Dieses Tiefdruckgebiet zog von Italien über Kärnten und die Steiermark nach Niederösterreich und entlud seine enormen Regenmengen über dem Hausruckgebiet – eine für Ostströmungen typische Barriere, die den Regen stauen ließ.
🔹 Folgen im Gemeindegebiet:
🔹 Einsatz der Feuerwehren:
Die Freiwilligen Feuerwehren der Marktgemeinde Schlüßlberg waren im Dauereinsatz:
🔹 Besonderheit:
Der Pegelstand der Trattnach erreichte gegen 20 Uhr den Höchststand.
Dieses Hochwasser war Teil einer weitreichenden Katastrophe, die in Tschechien, Deutschland (Elbe, Leipzig) und Polen ebenfalls schwere Schäden verursachte und als „Jahrhundert-Hochwasser“ bezeichnet wird.
Der Kommandant begrüßte zahlreiche Ehrengäste sowie viele Besucher aus der Bevölkerung. Gleichzeitig wurde die Eröffnung des neuen Bauhofes gefeiert. Nach einer Feldmesse und dem Festakt marschierten 13 Feuerwehren mit insgesamt 166 Kameraden zum Festzelt.
Am Nachmittag landete ein Hubschrauber hinter dem Bauhof, und die Hundestaffel präsentierte im alten Kindergarten ihr Können.
Nach einer feierlichen Messe in der Familienkirche Schlüßlberg stellte sich die Feuerwehr am Marktplatz auf. Kommandant Josef Nussbaumer begrüßte die Ehrengäste und bedankte sich besonders bei den Sponsoren: Volvo Scheinecker (Peter Ratzenböck), der Sparkasse Schlüßlberg (Susanne Luntsch) und Gerald Schinagl für die Finanzierung der neuen Feuerwehrzille. Die Zillenpatin Sabine Schinagl übernahm die Patenschaft. Bürgermeister Klaus Höllerl würdigte das Engagement der Feuerwehrkameraden, während die Bläsergruppe der Eisenbahner Musikkapelle für musikalische Umrahmung sorgte.
Zum Abschluss segnete Diakon Franz Langeder die neue Zille und stellte sie offiziell in Dienst. Am Festakt nahmen 28 Feuerwehrmitglieder und 16 Jugendfeuerwehrleute teil.
Die Feuerwehr Schlüßlberg prägt eine lange Geschichte. Der leider bereits verstorbene Kamerad E-AW Georg Irkuf erstellte im Jubiläumsjahr 2019 zu 100 Jahren Bestehen der FF Schlüßlberg eine 512 Seiten starke Chronik. Der Erwerb dieser ist bei der Marktgemeinde Schlüßlberg möglich.